Kategorie: Geschichtliches

Archäologische Funde

  • 1879: Auf dem Gründstück Käser sind Keramik und Mauren freigelegt worden. Die Société d’ histoire du canton Fribourg meldet, dass schon früher nahe der St. Syruskirche Steine und Mosaike gefunden wurden.
  • 1890: Beim Bau der Strasse wurden alte Ziegel, zerbrochene Säulenschäfte und eine Stützmauer entdeckt.
  • 1906: Bei der Vergrösserung der Kirche wurden Mauern und die Überreste einer Treppenanlage gefunden. Zudem traf man auf Säulen, Granit, Jurakalk, Leistenziegel und Mosaikreste.
  • 1930/31: Als man das Schulhaus ausbaute wurde man auf Marmorfragmente und Tera Sigillata-Scherben aufmerksam. Diese befanden sich unter einer 70 – 100 cm tiefen, sandigen Lehmschicht. Weiter wurden auch wieder Leistenziegel gefunden.
  • 1946: Westlich der Pfarrkirche entdeckte man Reste eines aus Ziegeln gebauten Kanalisationssystems. Zudem fand man alte Münzen, zu diesen ist aber kein Fundort überliefert.
  • 1950: Ein über 7 m langer Hypokaust wurde südlich der Friedhofskapelle freigelegt. Nördlich davon fand man einen vertieften Heizraum mit Einfeuerungsanlage und überwölbtem Heizloch. Weitere Funde: Heizröhren Mosaiksteine und Wandmalereifragmente.
  • 1954: Alte Münzen (kein Fundort)
  • 1957: Bei der Renovierung des Pfarrhauses fand man Skelette, Malereireste, eine Säulenbasis und das Fragment eines Säulenschaftes (Säulenbasis und Säulenschaft aus Jurakalk). Die Säulenbasis liegt 2 m unter dem heutigen Kirchenboden.
  • 1972: Während der Schulhauserweiterung stiess man auf römische Ziegel und einige Scherben aus dem ersten Jahrhundert.
  • 1976: Ein Morserstössel aus Kalkstein wurde beim Bau der Gemeindekanzlei gefunden.
  • 1977: Im Garten des Coiffeurgeschäfts (Coiffeur Riedo) hat man ein weiteres Ziegelfragment gefunden.
  • 1980: In der Cyrusmatte (westlich der Kirche) entdeckte man eine Mauer, Malereifragmente und Mosaiksteine.

Da der nördlichen Umfassungsmauer des Friedhofs das Alter deutlich anzusehen war (gefährliche Risse), beschloss man, sie durch eine neue Betonumfassung zu verstärken. Also musste man am Fuss der alten Mauer einen Graben ausheben, damit man das Fundament machen konnte. In diesem Graben bemerkte der verantwortliche Ingenieur, Herr M. Novak, römische Objekte (Mauer, Malereifragmente und Mosaiksteine) und benachrichtigte die Kantonsarchäologie. Als die Mitarbeiter des archäologischen Dienstes an Ort und Stelle eintrafen, mussten sie feststellen, dass die Arbeiten an der Mauer schon sehr weit fortgeschritten waren. Mehr als 20 m des Grabens waren schon wieder zugeschüttet worden. Auf weiteren 4 m, zwischen Meter 502,4 und 506,4 (Abbildung), hatte der Aushub bereits begonnen und die römische Schicht war schon stark beschädigt.
Nur dank dem Entgegenkommen des Unternehmens konnten die archäologischen Grabungen fortgesetzt werden, denn die Arbeiten wurden für mehr als eine Woche (22. April bis zum 4. Mai) unterbrochen. In dieser Zeit konnte die römische Schicht zwischen Meter 502,5 und 516 bis zur herabgestürzten Deckenmalerei ausgegraben werden. Ausserdem wurden sieben Gräber freigelegt und zwei grössere, in situ (in situ= an Ort und Stelle) gefundene Wandmalereistücke geborgen. Vom 5. bis zum 10. Mai mussten dann die bereits freigelegten Deckenmalereifragmente (zwischen Meter 508 und 513) mit grösster Eile geborgen werden. Da es stark regnete befürchteten die Verantwortlichen der Bauarbeiten einen Einsturz der alten Stützmauer und konnten keinen weiteren Arbeitsaufschub mehr in Kauf nehmen.

mauerplan

Mauern

Im Westteil der Grabungen konnte eine WSW-ONO orientierte römische Mauer ausgegraben werden (zwischen Meter 503 und 508). Da die Aushubarbeiten schon zu weit fortgeschritten waren und das Grabungsfeld begrenz war, war es nicht möglich die Ausdehnung der Mauer nach Osten zu bestimmen. Aber auf der Südseite fand man zwei Wandmalereifragmente in situ (Abbildung dazu). Wenn man das Ganze im Nordprofil betrachtet erscheint bei Meter 505 eine 45 cm starke Mauer. Sie ist dort noch bis zu 40 cm hoch erhalten (bis unter den Humus). Im Gegensatz zu der Mauer im Süden (mit Malereien) ist der Mörtel dieser Mauer sehr hart und kompakt. Doch gibt es immer noch offene Fragen. Eine ist das Alter dieser Mauer. Eine andere ist, was die westlich von dieser Mauer gefunden Steine zu bedeuten haben (auch diese sind aus sehr hartem Mörtel. Es könnte sein, dass diese zu einem Mörtelboden gehören der angeschnitten wurde (Abbildung). Diese Fragen könnten aber durch eine weitere Grabung im Norden beantwortet werden.

caf8_boesi_pl i_1

 

Stratigraphie

Der grösste Teil der Grabungen umfasste einen nicht unterteilten Innenraum von mindestens 12 m Länge und 2 m Breite. Da er, verglichen mit dem 1950 ausgegrabenen Hypokaust, tiefer liegt und wegen seiner Lage am Nordabhang des Kirchhügels könnte dieser Raum ein Kryptoportikus gewesen sein. Dieser im Keller gelegene, gangartige Raum diente als Sockel für eine nach Norden offene Säulenhalle (Portikus) im Erdgeschoss. Die Schichtenfolge in diesem Raum ist einheitlich. Hier sind die Schichten von oben nach unter:

1. Humus, etwa 20-30 cm tief, mit vermischten römischen und modernen Fundgegenständen.
2. Die Zerstörungsschicht, die Stärke dieser Schicht nimmt gegen Osten ab, bei Meter 512 war sie noch etwa 20 cm dick. Sie besteht aus brauner bis ockerfarbiger Erde mit zahlreichen Bautrümmern: Ziegelstücke, Mauersteine, zahllose Mörtelfragmente, Mosaiksteine und Malereifragmente. Es wurden auch kleinere Gegenstände wie Messer und Bronzeblättchen und wenig Keramikscherben gefunden. Es scheint, dass diese Schicht bei der Zerstörung der römischen Anlage entstand.
3. Malereischicht. Unmittelbar unter der Zerstörungsschicht lagen die verstürzen Deckenmalereien, meist mit den bemalten Flächen nach unten. Da sie aus ockerfarbigem Mörtel bestanden fielen sie in der braunen Erde sofort auf. Bemerkenswert ist, dass sich alle auf derselben Höhe befanden und nicht, wie bei der Zerstörungsschicht, mit Fundgegenständen vermischt waren (ausser einer kleinen Keramikscherbe). Darum kann man davon ausgehen, dass sich die Deckenmalerei schon vor der Zerstörung des Gebäudes von der Decke gelöst hat. Die einzigen Objekte die man unter der Malereischicht entdeckte waren Marmorplattenfragmente.
4. Der Fussboden des Raumes wurde nicht genau untersucht, weil man die Aufmerksamkeit Voll und Ganz auf die Bergung der Malerei lenkte. Man weiss aber, dass es keinen durchgehenden Mörtelfussboden war, denn die Malereifragmente lagen zum Teil auf Mörtel (unterschiedlicher Farbe), teils aber auch direkt auf Sand.
5. Der Boden darunter besteht aus homogenem, grauem Sand.

Störungen

Da sich die römischen Schichten nur knapp unter der Oberfläche befanden, gab es zahlreiche Störungen: eine Wasserleitung, deren Sickerwasser die darunterliegende Malerei zerstörte, die Fundamente eines Gartenzaunes, der Graben einer Elektroleitung, dazu einige frühmittelalterliche Gräber und zahlreiche Wurzeln. Dass bei all diesen Störungen doch noch einige Quadratmeter zusammenhängende Malerei erhalten blieb, grenzt schon fast an ein Wunder.

Die Geschichte von Bösingen ist sehr alt. Die ersten Spuren einer menschlichen Anwesenheit gehen ins Zeitalter der Endbronze zurück (zwischen 1200-800 vor J. – C.). Dies fand man durch mehrere Ausgrabungen am Ort des heutigen Mehrzweckgebäudes im Jahre 2005 heraus. Man fand vor allem Gräber, diese gehören zum einem der wichtigsten Friedhöfe dieses Zeitalters, die im Kanton Freiburg bekannt sind.
Aus der Zeit der Römer findet man eine Villa rustica (Landeinrichtung, Gutshof), die auf der Terrasse im Zentrum des Dorfes gebaut wurde. Der Wohnsitz des Eigentümers, belief sich auf den Ort der derzeitigen Kirche. Mehrere Gebäude erhoben sich in dieser Zone. Eines von ihnen schützte die Thermalbäder, von denen noch Teile fortbestehen blieben. Man fand auch noch eine Hypokaustheizung (römische Bodenheizung) und ein Bassin für kaltes Wasser. Die derzeitigen Thermalbäder nehmen dieselben Grundsätze wieder auf wie jene, die im Altertum benutzt wurden.

Chronik

Beiträge zur Geschichte von Bösingen von Pfarrer Moritz Schwaller erschienen im „Bösinger Kurier“ vom 8. Juni 1978 bis 14. April 1983 Moritz Schwaller (19.02.1904 – 13.01.1984) war von 1934 bis 1972 Pfarrer der Pfarrei Bösingen und der bisher einzige Ehrenbürger der Gemeinde Bösingen.

Mit der Folge 55 vom 14.04.1983 enden die Beiträge zur Geschichte von Bösingen.